Summer-Update 2025

      Zum Monatswechsel Mai/Juni 2025 bildete Bitcoin ein neues Allzeithoch aus.
      Trotz aktivem Trading konnte ein DrawDown nicht abgewendet werden. Bereits
      eine Woche mit moderaten Preisrückgängen genügte, das System zu stabilisieren.
Notizen zum Bitcoin Spread Trading 31. May. 2025
Abbildung 4: Wertentwicklung des Bitcoin-Handelssystems mit Positionseröffnungen und Preisentwicklung des Bitcoin-ETF

Das Bitcoin-Handelssystem hat systembedingt den Preisanstieg des Underlyings im April und Mai 2025 nur in Teilen nachvollzogen. Mehr noch: Als der IBIT-ETF über 61 $ handelte, reagierte das Handelssystem mit einem Draw-Down. Die Preise der veräußerten Call-Optionen waren stark gestiegen, Put-Optionen wurden dagegen kaum preiswerter. Während dieser Marktphase wurden Erträge »ausgelutschter« Put-Optionen realisiert. Im Zuge der danach einsetzenden Korrektur ermäßigten sich die Preise für Call-Optionen wieder; das Handelssystem beruhigte sich rasch.

Bitcoin 2025 (Las Vegas)

Der Trendwechsel im Preisverlauf von Bitcoin fällt zusammen mit der Bitcoin 2025 in Las Vegas (wo auch sonst). Dort gibt sich die Szene ein Stelldichein. Die Trump-Kinder sind dort, der Vize-Präsident eröffnet die Konferenz höchstpersönlich.

Trump Media & Technology Group, der Betreiber der »Truth Social App« (Hauptaktionäre: D. + M. Trump) plant eine Kapitalerhöhung (2 Mrd. $) und zusätzlich die Ausgabe einer Wandelanleihe (1 Mrd. $). Das Geld soll hauptsächlich in Bitcoin getauscht werden, die dann in einen Safe wandern. Truth Social wird ein MicroStrategy-CopyCat.

Man wähnt sich in sehr guter Gesellschaft. Inzwischen betreiben 113 Unternehmen das scheinbar sehr lukrative Geschäft, Bitcoin in einen Tresor einzuschließen und danach aus allen Rohren die Pro-Bitcoin-MarketingMaschine zu befeuern. Seit Anfang April haben sich 24 Unternehmen dem Trend angeschlossen. Gemäß BitcoinTreasuries.net stapeln sich inzwischen 800.000 Bitcoin in den Tresoren. Zusätzlich hält MicroStrategy 580.000 BTC in seiner Cold-Wallet, etwa so viel, wie der iShares Bitcoin-ETF wert ist.

Liquidität von BTC

Insgesamt kann es 21 Mio. Bitcoin geben, etwa 19,3 Mio. sind geschürft. 16 Millionen BTC sollen gemäß Bitcoinblog.de in Wallets liegen, die mindestens 12 Monate nicht angefasst wurden. 3,3 Mio. Bitcoin sind im Umlauf. 1.3 Mio sind zwar liquide, sie sichern aber Fonds- und ETF’s ab. Bleiben knapp 2 Mio. prinzipiell handelbare BTC. Angesicht dieser niedrigen Liquidität wundert es nicht, dass selbst Kaufabsichten von ca. 27.300 BTC (True Social) preisbestimmend sind. Bereits die derzeitige Liquidität macht das Asset anfällig für Manipulationen. Sollten weitere größere Player auf diesen Trend aufspringen, entstünde eine ideale Brutstätte für Scams aller Art.

Der Genius Act

Eine Regulierung könnte dies verhindern. Das ist aber gar nicht so einfach. Im Iran kann beispielsweise aufgrund massiv subventionierter Strompreise Bitcoin für weniger als 1.000 $ geschürft werden. Das Betreiben vom Minern ist weit verbreitet, so weit, dass das Stromnetz regelmäßig überlastet ist, Blackouts sind an der Tagesordnung. Auch der Staat finanziert seinen Außenhandel teilweise mit Erträgen aus dem Bitcoin-Mining. Ähnliches gilt für Venezuela und (vermutlich auch) Argentinien. Die Staaten haben ein immanentes Interesse, den Assetpreis maximal zu pushen. Keine nationale Regulierung kann ihnen den Betrieb von Scam-Fabriken untersagen, die den BTC-Preis im Sinne des Auftraggebers manipulieren.

In den USA versucht sich die Trump-Administration trotzdem an einer Regulierung. Der Gesetzentwurf heißt treffend »Genius Act«. Das Gesetz wurde maßgeblich von den Trump-Söhnen und anderen Szene-Vertretern verfasst. Nirgends vermischen sich finanzielle Interessen der Trump-Familie mehr mit dem Regierungsamt: Die Trump-Familie hat mehrere Meme-Coins herausgegeben (und hält die Mehrzahl der Coins selbst). Die Trump-Söhne sind an Bitcoin-Minern beteiligt und haben ein direktes finanzielles Interesse an hohen BTC-Notierungen und gleichzeitig günstigen Stromtarifen für ihre Mining-Farmen. Die Familie ist an »World Liberal Financial« beteiligt, ein Krypto-Unternehmen, dass jüngst einen Trump-Stablecoin emittiert hat (USD1), der inzwischen eine Marktkapitalisierung über 2,2 Mrd. $ aufweist. Stablecoins sollen nach dem Willen der Trump-Administration Cash-Equivalent werden, also privates Geld. Es droht ein Rückfall ins Mittelalter, wo ein feudaler Herrscher das Münzrecht ausübte.

What’s next?

Der Erfolg von MicroStrategy und einiger CopyCats lässt Bitcoin selbst zum Geschäftsmodell werden. Der Kreativität sind (mangels Regulierung) keine Grenzen gesetzt. Dies sei am Beispiel des SPAC Strive demonstriert.

Strive verspricht seinen Investoren Unternehmen aufzukaufen, die hohe Cashreserven ausweisen. Diese finanzieren eine gehebelt Bitcoin-Strategie. Gemäß Strive wird so Alpha generiert (was natürlich Quatsch ist). Selbstbewußt vergleicht sich Strive mit Berkshire Hathaway. Für Bitcoin-Jünger ist dies eine Kopiervorlage für einen modernen Private Equity Fonds.

Andere Player spekulieren darauf, dass Bitcoin den USD als Leitwährung ablöst, dass die Welt zu einem Krypto-Goldstandard zurückkehrt.

Die Trump-Regierung arbeitet aktuell an einer Öffnung des Krypto-Marktsegments für die Altersabsicherung. Damit soll langfristiges Kaufinteresse erzeugt werden, dass bei einem knappen, illiquiden Asset ein Garant für steigende Marktpreise ist. Das die Trump-Familie sehr davon profitieren würde: geschenkt.

Conclusion

Das Schöne an einem Asset ohne inneren Wert ist dessen Beliebigkeit. Jeder Preis kann gerechtfertigt werden. Jeder Trend mit Inhalten belegt und mit ausführlichem Hintergrund-Research begründet werden. Bitcoin ist eine ideale Projektionsfläche für die MAGA-Community. Nichts muss einem Realitätstest standhalten.

Wenn jeder Marktpreis möglich ist, muss die Volatilität des Assets hoch sein.

Die implizite Volatilität ist eine Kennzahl, die sowohl die Nachfrage nach asymmetrischer Risikoabsicherung als auch die Bereitschaft für massiv gehebelte Spekulationen ausdrückt. Derivate bepreisen schließlich Chancen/Risiken, dass ein bestimmter Marktpreis in einer gegebenen Periode erreicht wird (oder auch nicht). Je mehr Pro-Bitcoin Marketing betrieben wird, je mehr das Krypto-Asset im Gespräch und in den den Köpfen von Spekulanten und Investoren bleibt, desto trendsensitiver ist Bitcoin. Im Ergebnis sind Absicherungen gegen Preisrückgänge und Spekulationen auf eine Trendfortsetzung teuer.

An den Eingangskriterien für das Bitcoin Handelssystem hat sich nichts verändert. Der von dem Krypto-Asset bespielte Preisraum wird von der MAGA-Crowd konstant zu höheren Preiszielen erweitert.

Allgemeine Marktgesetze gelten trotzdem.

  • Je größer der Bias des Mainstream ist, dass der Marktpreis von Bitcoin grenzenlos weiter steigen kann, desto größer ist die Gefahr einer scharfen Korrektur. Die jetzt abgeschlossene Korrektur, die im Februar einsetzte, zeigt dies exemplarisch.
  • Je einseitiger die Trader investiert sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer scharfen Korrektur. Diese Einseitigkeit manifestiert sich möglicherweise in den Preisen/Volumina für Call-Optionen. Im Februar und auch im Mai ging der Top-Bildung des Marktpreises eine starke Nachfrage nach spekulativen Call-Optionen voraus. Diese Eigenschaft wird zukünftig zur Feinsteuerung des Handelsansatzes ausgewertet.

Auch wenn das Underlying selbst höchst fragwürdig ist, bieten die Finanzkennzahlen des dominanten ETF weiterhin eine solide Basis für ein konservatives Optionshandelssystem. In den vergangenen sechs Monaten hat das Handelssystem gezeigt, dass die volatilitätsbedingt hohen Prämieneinnahmen aus systematischen Optionsverkäufen die Risiken starker Preisausschläge kompensieren. Pro gehandeltem Optionskontrakt wurden über 1.000 $ Prämien eingenommen. Bezogen auf eine maximale Margin-Belastung von 6.000 $ pro Kontrakt hat das Handelssystem in den ersten sechs Monaten sein Ertragsziel (25%) erreicht.

(Auszug aus dem Wochenbericht 22/25)